Mit dem heißen Ofen über’s Land

Mit dem heißen Ofen über’s Land

Zu diesem Hobby kommt eine Frau doch meistens durch ihren Mann: Die meisten Biker sind eben Männer, vor allem in unserer Altersgruppe Ü 65. Das muss wohl daran liegen, dass historisch gesehen die Cowboys männlich waren und das moderne Pferd des abenteuerlustigen Zeitgenossen heute das Motorrad ist.

Mein Mann ist schon seit seinem 30. Lebensjahr auf schweren Rädern unterwegs, und heute darf er sich stolzer Eigentümer seines verchromten Traumes nennen, einer Harley Davidson Fat Boy, Baujahr 2000. Damit geht es an vielen Wochenenden über’s Land, zumeist in unserer Heimat, dem Ruhrgebiet, aber gerne auch mal „auswärts“. Harley-Fahrer sind selten auf Autobahnen zu finden, sondern meistens als Kapitäne der Landstraße unterwegs, die die Landschaft bei gemäßigtem Tempo und zum typischen Sound ihrer Maschine genießen. Man kann sich als Autofahrer nur schwer vorstellen, welchen Spaß es bereitet, eine Harley mit einem gefühlten ein-Meter-breiten Lenker zu steuern. Das merkt selbst die Mitfahrerin, ihre Hände am Lendengurt des Fahrers, wo sie doch früher mal ein wenig Angst hatte, auf dem Sozius eines solchen Ungetüms Platz zu nehmen.

Die Kehrseite dieses Hobbys ist, dass waschechte Biker kaum einen freien Moment verstreichen lassen, ohne an ihrem geliebten heißen Ofen herumzuschrauben. Da sind dann die Männer gerne unter sich und fachsimpeln über Dinge, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Harley-Freunde sind eben eine eingeschworene Gemeinde, die sich gemeinsam auf ihren Lebenstraum eingelassen haben und die sich lässig grüßen, wenn sie unterwegs mit ihrer Harley einer anderen begegnen.

Unser größtes Abenteuer fällt in den „summer of 06“, wo mein Mann und ich mit einer Harley auf der Urmutter aller Routen unterwegs waren, auf der legendären Route 66 in Amerika. Wir haben dort dem Mythos der „Mother Road“ nachgespürt und unvergessliche 15 Tage des Entdeckens verfallener Wahrzeichen entlang der Strecke und der Begegnung mit Harley-Fans aus aller Welt verbracht, kurz gesagt eine Zeitreise zurück in die Sixties unternommen, als die Route 66 noch nicht von den modernen Interstates verdrängt war.

Ich kann nur allen Frauen raten: Lasst Euch von Euren Männern anstecken und lebt mit ihnen ihren Traum vom Motorrad. Dafür ist frau nie zu alt, und es lohnt sich wirklich, sich auf dieses Abenteuer auf zwei Rädern einzulassen!

Traudel Blecher aus Bochum (62)

 

Dieser Text darf ohne vorherige Genehmigung von Traudel Blecher nicht kopiert werden.

Hinterlasse einen Kommentar